Heimweh auf einer Klassenfahrt ist ein Thema mit dem Lehrkräfte nicht selten konfrontiert werden. In diesem Artikel geben wir Ihnen konkrete Handlungsempfehlungen für den richtigen Umgang mit Schüler*innen, die unter Heimweh leiden.
Heimweh – was ist das eigentlich?
Überwiegt vor dem Antritt der Klassenfahrt noch die Vorfreude der Kinder, so ist es keine Seltenheit, dass das ein oder andere Kind schon am ersten Abend vor Ort über Heimweh klagt. Doch Heimweh, was ist das eigentlich?
Der Schweizer Arzt Johannes Hofer beschrieb Heimweh schon im 17. Jahrhundert als Nostalgia, den „Heimkehr-Schmerz“, ein Schmerz, der Menschen in der Fremde überfällt und sie sich nach zu Hause sehnen lässt. Das wohl bekannteste Buch, das Heimweh thematisiert, ist das Alpenmärchen „Heidi“. Das von Johanna Spyri 1880 veröffentliche Buch handelt von der Geschichte der kleinen Heidi, die bei Ihrem Großvater in den Schweizer Alpen lebt und in die Stadt ziehen muss. Dort ist sie sehr unglücklich, da sie die Natur und ihren Großvater vermisst. Ihr wird Heimweh von einem Arzt diagnostiziert und sie darf wieder zurück zu ihrem Großvater in die Berge.
Heimweh auf Klassenfahrt – typische Symptome und wie Sie damit umgehen
Um auf einer Klassenfahrt nicht von Kindern mit Heimweh überrascht zu werden, ist es hilfreich, sich schon vor Antritt der Reise mit diesem Thema zu beschäftigen. Hier stellt sich zunächst die Frage nach den Symptomen von Heimweh.
Generell ist es wichtig Heimweh nicht als Lappalie abzutun. Kinder mit Heimweh zeigen sehr unterschiedliche Symptome: Manche sind weinerlich, ziehen sich zurück und leiden an Schlafstörungen. Andere wiederum wandeln ihre Überforderung mit der Situation in Wut um und sind ungewöhnlich aggressiv. Darüber hinaus werden häufig Bauchschmerzen, Zahnschmerzen, Kopfschmerzen oder andere physische Symptome genannt, die ihren Ursprung jedoch in der psychischen Verunsicherung des Kindes finden. Sind die Beschwerden gedeutet und es stellt sich heraus, dass ein Kind auf Klassenfahrt Heimweh hat, führt dies zur Frage nach dem Umgang mit der Stresssituation des Kindes.
Als Begleitperson besteht der Wunsch, das Heimweh des Kindes zu lindern, sodass dieses im besten Fall verfliegt und alle zusammen die Klassenfahrt genießen können. Hierzu gibt es verschiedene Tipps, die verhindern können, dass Heimweh aufkommt, oder die dieses vor Ort abschwächen können.
4 konkrete Handlungsempfehlungen im Umgang mit Heimweh
1) Mit den Schülern sprechen: Sprechen Sie schon vor Antritt der Reise mit den Schüler*innen über den Fall, dass Heimweh eintreten kann. Hierbei ist es wichtig, die Schülerschaft in die Planung der Fahrt miteinzubeziehen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie sich mit der Fahrt vertraut machen können, bevor es losgeht.
2) Mit den Eltern sprechen: Bitten Sie bei einem Elternabend darum, dass auch die Eltern sich vor der Klassenfahrt mit ihren Kindern über die Fahrt unterhalten. Wichtig ist, dass die Eltern den Kindern signalisieren, dass sie Vertrauen in die Planung und den Ablauf haben. Sind die Eltern skeptisch oder nervös, so überträgt sich dieses Gefühl oft auch auf das Kind. Eltern sollten es meiden, dem Kind vor der Fahrt zu versprechen, es abzuholen, wenn es Heimweh hat. Lieber sollten sie das Kind darin bestärken, das Heimweh zu besiegen. Hier lässt sich gemeinsam überlegen, ob es Helfer gibt, die das Heimweh lindern können (ein Kuscheltier, ein Bild der Familie, ein Reisetagebuch).
3) Die richtigen Fragen stellen: Auch während der Klassenfahrt gibt es Möglichkeiten, das Heimweh zu verringern. Sollte sich ein Kind mit Heimweh Ihnen anvertrauen, fragen sie wie groß das Heimweh ist. Dies hilft dem Kind die Unsicherheiten und Ängste zu reflektieren und selbst seine Gefühlslage einzuschätzen. Auch die Frage nach Möglichkeiten, das Heimweh zu lindern ist oft hilfreich. Bestärkung, das Heimweh zu besiegen, statt sich von den Eltern abholen zu lassen kann dem Kind bei der persönlichen Entwicklung helfen. Oft reicht es schon das Kind zu ermutigen in einem Brief an die Eltern die Erfahrungen der Klassenfahrt mitzuteilen.
4) Unterstützung durch die Eltern holen: Auch ein Telefonat mit den Eltern kann eine positive Wirkung haben, wenn die Eltern im Vorhinein informiert wurden, wie sie das Kind bestärken können das Heimweh zu überwinden.
Dennoch wirken die oben genannten Ratschläge nicht in jedem Fall. Schon der zu Beginn genannte Arzt Johannes Hofer, der den Begriff Heimweh maßgeblich geprägt hat, musste feststellen, dass das wirksamste Mittel zur Linderung von Heimweh die Rückkehr in die Heimat ist.
von Ariane Houben